Gesellschaft, Medien etc

Mittwoch, 10. Dezember 2008

TIMSS 2007

Wir alle haben Bildung, wurden bis zu gewissem Grade ausgebildet. Schließlich könnten wir sonst gar nicht lesen, einen Computer bedienen oder die Mehrwertsteuer ausrechnen.

Bisher kam Bildung im Gesellschafts Bereich etwas kurz. Das ändert sich hiemit.

http://orf.at/081209-32635/index.html

Mal wieder eine Volksschulstudie, die unerfreuliche, aber im Grunde schon bekannte Ergebnisse liefert.

Vorne weg, die Messbarkeit von (Aus-)Bildung ist immer sehr diskutiert (und diskutabel), eine gewisse Indizwirkung solcher Tests - wenn sie entsprechend durchgeführt werden, wovon ich in diesem Fall ausgehe - ist aber nicht wegzuleugnen.

Zitat:
Die beste und die schlechteste Schule liegen beim Mittelwert in Mathematik um 180 Punkte auseinander - und das "trotz Gesamtschule, einheitlichem Lehrplan, einheitlich ausgebildeten Lehrern und sehr ähnlichen Ressourcen", wie die Experten des österreichischen Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE) feststellen.



Zitat:
In Österreich wurden 2007 an 196 Schulen 325 Klassen getestet, insgesamt nahmen 4.859 Schüler daran teil.


TIMSS 2007, das bedeutet Trends in International Mathematics and Science Study, heißt dieser Test.

Zitat:
Einmal mehr räumen die Experten mit dem Argument auf, der Unterschied zwischen Schulen sei auf den Migrantenanteil zurückzuführen: Rechne man nur die einheimischen Schüler, bleibe der Abstand praktisch gleich, so die Experten - obwohl ein Unterschied zwischen den Durchschnittswerten von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund besteht.



Zitat:
Relativ groß ist die Geschlechterdifferenz in Österreich: Die Buben schneiden in Mathe um 14 Punkte und in Naturwissenschaften um 13 Punkte besser ab als die Mädchen.


Jetzt würden die UngleichmacherInnen wohl auf den Plan gerufen werden und sagen "Blabla, Frauen können halt keine Naturwissenschaft, dafür besser Kinder wickeln", jedoch:
Zitat:
In den ostasiatischen Siegerländern gibt es dagegen kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern.


Unglücklich empfinde ich die Bezeichnung Siegerland. Das ist ja nicht Olympia. Die Siegerinnen und Sieger sind noch am ehesten die gut (aus-)gebildeten Kinder.

Zitat:
Kinder der zweiten Einwanderergeneration (Eltern im Ausland, Kind schon in Österreich geboren) erzielten 477 Punkte. In der Naturwissenschaft sind die Unterschiede noch größer (Einheimische: 538 Punkte, erste Generation: 454, zweite Generation: 476).



Zitat:
Einmal mehr wird der große Einfluss des Elternhauses auf das Abschneiden belegt: In Österreich erreichen Schüler aus Familien mit zumindest 100 Büchern im Haushalt 53 Punkte mehr in Mathe und 63 Punkte mehr in Naturwissenschaft als Kinder aus Familien mit wenigen oder gar keinen Büchern (0-25 Bücher).

Haushalte ohne Bücher. Mir graut bei dem Gedanken.

An der Klassengröße liegt es jedenfalls nicht:

Zitat:
Dabei sind die Rahmenbedingungen in den österreichischen Volksschulen im internationalen Vergleich nicht schlecht: Nur 20 Schüler sitzen im Schnitt in einer Klasse, ähnlich niedrige Zahlen weisen nur noch Italien, Slowenien und Litauen auf.


Alle anderen TIMSS-Staaten haben im Durschnitt höhere Klassenschülerzahlen, einige der leistungsstärksten Länder sogar über 30 (Singapur, Taiwan, Hongkong und Japan).


Am Schluss kommt allerdings raus, dass die Kinder Freude an der Schule haben. Das ist besonders wichtig.

Der Standard - man sollte versuchen, nach Möglichkeit verschiedene Quellen heranzuziehen, wenn man schon zu faul ist, das Original zu lesen - schreibt noch, dass die ö SchülerInnen im Schnitt ein Lernjahr hinter den besten sind. Andrerseits heißt das nichts. Die Lehrpläne sind halt anders, es wird anderes gelehrt oder später. Das muss noch nicht automatisch schlecht sein. Oder, wie ein Poster postet, gibt es in den südostasiatischen Ländern einfach mehr Mathestunden pro Woche.

Zitat:
Österreich gehört mit einem Minus von 26 Punkten neben Tschechien (minus 55 Punkte) zu den einzigen zwei Ländern, bei denen sich die Leistungen "ganz erheblich" verschlechtert haben.

Freitag, 28. November 2008

Integration, Migration etc.

Mai 2006, als die verstorbene Bundesministerin Prokop noch lebte, zitierte sie aus einer Studie zum Thema Integration. Der Studienautor relativierte kurz darauf einige der Aussagen, er wolle die Studie lieber derart gelesen haben:
Studienautor Mathias Rohe von der Universität Erlangen spricht vielmehr von einem "großen Maß an Distanz" zur Mehrheitsbevölkerung bei 45 Prozent der Moslems.
Eine ähnliche Distanz gegenüber den moslemischen Mitbürgern besteht seinen Angaben zufolge bei 40 Prozent der Österreicher.

Das brachte mich hier zur Überlegung, dass zwar sehr viele Integration fordern, aber keiner genau sagt, was das sein soll. Also stellte ich ein paar Vermutungen auf.

Anpassung an die (dt?) Leitkultur, heißt's gelegentlich.
Und was ist unsere Leitkultur? "Oida" sagen, Bier saufen + Musikantenstadl schauen? Presse/Standard- LeserInnen werden größtenteils widersprechen.
Philosophicum und Pressestunde ansehen? Kaum mehrheitsfähig.
Wein trinken + beim Heurigen sitzen?
Strauß & Mozart hören, Walzer tanzen, Lippizanern zuwinken, Fiaker fahren, Sissitaler naschen?
Jodeln, Maibaumkraxeln + auf's Feuerwehrfest gehen?
Sonntag nicht in die Kirche gehen?
Granteln, nörgeln, motschgern, auf's Wetter und alle schimpfen, sagen "Wie kumm i dazu" und "da kunnt ja jeda kumman"?
Gegen 2sprachige Ortstafeln, Schnitzelverbote und Moslembadetage sein?
Krone lesen, Villacher Fasching + Seitenblicke schauen?
Paradeiser, Erdäpfel, Sackerl, Bankomat + Schlagobers sagen?
Burgenländerwitze erzählen, Xibergern und Tirolern die Kenntnis der deutschen Sprache absprechen, Oberösterreicher als Bauern und Wien als den Wasserkopf bezeichnen?

Mir fehlt da der rote Faden, was die Leitkultur sein soll, was das Österreichersein (abgesehen von Geburtsort und Staatsbürgerschaft, meinetwegen noch die (Mutter?)Sprache) ausmacht.

Scheinbar gibt es die Gesellschaft, den Protoösterreicher nicht.
Was kann man imho von Personen mit Migrationshintergrund, die hier schon länger wohnen und bleiben wollen, fairerweise erwarten?

1. Beachtung der geltenden Rechtslage
2. Befähigung, sofern notwendig mit Hilfe von Verwandten/Bekannten, sich anderen, insbesondere in Geschäften, Ämtern, Beruf, auch auf deutsch verständlich zu machen
3. Minimalrespekt im Umgang mit Mitmenschen
4. Zulassen, dass andere, über die man Einfluss hat (vorrangig wohl eigene Kinder) sich mit der Mainstream Kultur auseindersetzen dürfen und, sofern sie das wollen, zuzulassen, dass diese sich ihr "anschließen"

Zu 3. (und 4.) kann man vielleicht sagen, dass das so mancher hier geborener nicht befolgt, aber wir wollen nicht übertreiben. Selbiges könnte man entgegenhalten, wenn man verlangt, keine abschätzigen Gesamturteile gegen andere Gruppen (ethnisch, sozial, religiös, whatever) zu äußern.
1. sollte selbstverständlich sein, wird aber auch "intern" selten eingehalten.

Viel mehr kann man meines Erachtens begründet nicht verlangen.
Die Sprachkenntnisse sind halt ein Sonderpunkt, aber mit Spracherwerb kenne ich mich zuwenig aus.

In diesem Zusammenhang (im Jahr 2006) forderte die SPÖ übrigens einen Integrationsstaatssekretär. 2 Regierungen unter SPÖ- Beteiligung später ist davon nichts mehr zu hören.

Mittwoch, 26. November 2008

Wallander und die Kriminalitätsentwicklung bei uns

Momentan lese ich einen Wallander Krimi von Henning Mankell.

Darin sagt Wallander (der so Ende 40, Anfang 50 ist, schätze ich), das Verbrechen in Schweden sei in seiner Karriere, böser, brutaler, häufiger, offensichtlicher, gefinkelter geworden.
Gleichzeitig werde mit Statistiken getrickst und die Aufklärungsquoten lägen darnieder.

Wallander sagt das wie gesagt über Schweden, aber ich denke die Paralellen zwischen Aut und Sweden sind mehr als der gleichzeitige EG Beitritt.

Oder wie mir ein Richter mal sagte "In meiner Jugend hat man nicht auf Liegende hingetreten."

Ich kann jetzt locker ein paar Beispiele aus dem Ärmel ziehen, wie ungeklärte Einbruchsserien, Handyraube mit Messer unter Jugendlichen, die diversen Gaskassier- etc Tricksereien die auch ziemlich häufig werden etc etc.

Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass einerseits der Ruf nach dem Staats(oder Bezirks-)anwalt lauter wurde. Wenn Kinder in der Schule raufen ended das schon mal im Bezirksgericht, auch die sonntägliche Wirtshausprügelei wird eher verfolgt.

Auch ganz andere Dinge kommen eher vor den Kadi, Mann schlägt Frau zB (Dunkelziffer für Gewalt in den Familien trotzdem noch sehr hoch, aber immerhin werden schon viele Fälle verfolgt), ebenso ist jetzt puncto Kindesmissbrauch und Kinderpornographie wohl einiges weitergegangen.

Gesellschaft - Rück- und Ausblick

Ok, hiermit wird wieder eine neue Kategorie begonnen.

Es wird vor allem um diverse gesellschaftliche Entwicklungen gehen, ein prominenter Aspekt wird der Kriminalität gelten.

Hier wieder ein paar frühere Beträge aus http://forum.kortz.at dazu:

Vom 12.05.2006:

Zitat:
Prostituierte aus Afrika waren die Opfer von zwei jugendlichen Räubern. "Die interessieren niemanden, sie erstatten auch keine Anzeige, weil sie illegal in Österreich leben", begründeten sie ihre Wahl.

Vom 22.10. 2008:

Aus der heutigen Presse:

Zitat:
„Die Umstände, unter denen Roma in Europa leben, sind für das 21. Jahrhundert inakzeptabel.“ Diese vernichtende Bilanz zieht der Vorsitzende der EU-Kommission, Jos´e Manuel Barroso.


Zitat:
Die Spitze des Eisbergs sind die jüngsten Entwicklungen in Italien, wo Daten von Roma gesondert erfasst werden, oder Entwicklungen in Rumänien, der Slowakei oder der Tschechischen Republik: Hier haben Bürgermeister durchgesetzt, dass um Roma-Siedlungen eine Mauer gezogen wird. Viele dieser Viertel, in denen überwiegend Angehörige dieser Volksgruppe leben, rufen bei Besuchern Bilder von Slums in den ärmsten Ländern derWelt in Erinnerung.


Zitat:
Als er [P., ein Wiener Nachhilfelehrer, der sich zur Volksgruppe der Roma bekennt] einen Raum für Nachhilfestunden suchte, sagte ihm ein
Schuldirektor unverblümt: „Alle Roma sind ungepflegt und stinken.“
Offenbar hat der Direktor dieses Vorurteil ungeniert verbreitet:
Denn später wird P[.] vom Gespräch zweier Lehrerinnen berichtet, die ebendieses Vorurteil laut ausgesprochen haben.

Vom 4. 11.2008:

Zitat:
Auf den Kärntner Eventmanagers Ingo Krassnitzer haben unbekannte Täter in der vergangenen Woche offenbar einen Anschlag verübt. Laut Dienstagsausgabe der "Kleinen Zeitung" wurden Radmuttern am Fahrzeug Krassnitzers gelockert. Er organisiert einen im Dezember geplanten Auftritt von Dirk Stermann und Christoph Grissemann an der Klagenfurter Universität.


Zitat:
In den vergangenen Wochen hatte es laut "Kleine Zeitung" zahlreiche Drohungen gegen Stermann und Grissemann gegeben, was auch ihr Betreuer von der Agentur Hoanzl, Udo Leitner, bestätigte. Die beiden würden Kärnten in einem Holzsarg verlassen, hieß es beispielsweise.


Zitat:
Mittlerweile hat die Agentur Hoanzl die Absage des Auftritts bekanntgebenen: "Angesichts der aktuellen Umstände halten wir zum jetzigen Zeitpunkt eine Durchführung der Veranstaltung für nicht verantwortungsvoll. Ein Ersatztermin ist vorgesehen", heißt es in einer Aussendung der Agentur. Dirk Stermann und Christoph Grissemann stehen derzeit für keine Interviews zur Verfügung.


Also Drohungen sind ja vielleicht nix Neues, das gab es ja schon oft.

Aber dass echt jemand nur wegen eines Kabarettprogramms, welches (wohl) Jörg Haider nicht pietätsvoll behandelt, gleich eine Aktion setzt die - zumindest potentiell - tödlich enden kann, hat mich dann doch etwas schockiert. Anschläge gegen die Meinungsfreiheit?



Vom 14. 11. 2008

Da das BMJ eine neue Kriminalitätsstatistik herausgegeben hat und ich das Thema prinzipiell spannend als auch relevant sehe, ein eigener Thread.

Die offizielle Kriminalstatistiken gibt es unter
http://www.bmi.gv.at/kriminalstatistik/
beim BMI.

von http://oe1.orf.at/inforadio/98645.html

Zitat:
Zum ersten Mal seit 20 Jahren wurde jetzt erhoben, wie oft rechtskräftig verurteilte Straftäter rückfällig werden und erneut vor Gericht bestraft werden. Insgesamt zeigt sich, dass die Mehrheit der Straftäter nicht noch einmal verurteilt wird. Auch die Zahl der gerichtlichen Verurteilungen generell geht in Österreich stark zurück.


Zitat:
Knapp 37.000 Personen werden in Österreich pro Jahr rechtskräftig verurteilt. Vor 20 Jahren waren es noch doppelt so viele Verurteilte.


Das liegt nicht zuletzt auch am flächendeckenden Einsatz von Diversionsmaßnahmen.

Zitat:
„Die allgemeinen Wiederverurteilungsraten liegen zwischen 45 und 25 Prozent, aber die einschlägigen Rückfallsraten bei Sexualstraftätern liegen nur bei vier Prozent, also extrem niedrig."


so Verena Hofinger.

Zitat:
Geht es um Delikte gegen Leib und Leben, wird jeder dritte verurteilte Täter wieder rückfällig. Bei Eigentumsdelikten landet nahezu jeder zweite Verurteilte wieder vor Gericht. Männer werden häufiger rückfällig als Frauen. Jugendliche haben höhere Wiederverurteilungsraten als Ältere. Ausländer werden seltener wieder verurteilt als Inländer, was auch damit zusammenhängt, dass sie nach einer Verurteilung häufig außer Landes gebracht werden.


Der Orf berichtet über die selbe Statistik ein zweites Mal und kommt zu einem anderen Ergebnis:

http://wien.orf.at/stories/322015/

Zitat:
62 Prozent der von den Strafgerichten Abgeurteilten werden kein zweites Mal verurteilt.


jedoch

Zitat:
Immerhin ein Fünftel der Abgeurteilten wurde im Beobachtungszeitraum allerdings öfter als viermal wieder schuldig gesprochen.

Bei Suchtmittel- und Vermögensdelikten war die Rückfallquote am Größten.


Zitat:
Je geringer die Strafe ausfällt, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, neuerlich vor Gericht zu landen - dies lasse sich ebenfalls aus der Statistik ablesen, so die Wiener Kriminalsoziologen Arno Pilgram und Veronika Hofinger.


Sogar die selben Interviewparnter.

Zitat:
74 Prozent der zu einer bedingten Geldstrafe Verurteilten wurden angeblich überhaupt nicht mehr verurteilt, während 35 Prozent der zu unbedingten Haftstrafen neuerlich eine "Unbedingte" ausfassten.

Zitat:
Ein Jahr hatten die Soziologen mit einer Arbeitsgruppe an dem Projekt gearbeitet, das fundierte Grundlagen für zukünftige kriminalpolitische Überlegungen liefern soll.

Blog wurde geschlossen - Nachfolge: http://forum.kortz.at

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