Typisches Internet- Verhalten im nicht- virtuellen Alltag, Teil 2

Ein weiteres Beispiel, für Verhalten, dass im Internet ganz normal ist, im Alltag aber (noch) auffällt, ist der sogenannte "Prediger".

Dieser scheint in Wien zu leben, ist ein älterer Herr und fängt an belebten Plätzen manchmal an, lautstark zu predigen, die Leute sollen umkehren, an Jesus Christus glauben, die Bibel lesen und er wettert dabei auch oft gegen Sex vor der Ehe, was er mit Zahlen zu belegen versucht.

Mir selbst begegnete er in einer Ubahnstation, mitten in einer Lehrveranstaltung und einmal vor Beginn einer Lehrveranstaltung.


Ein noch viel drastischeres Beispiel ist mir aber vor ein paar Jahren in einer Rechtswissenschafts- Lehrveranstaltung (LV) passiert:

Kurz nach Beginn der LV kam noch jemand hinzu.
Ich hatte zwar den Eindruck, dass dieser Herr etwas seltsam sei, konnte dies aber nicht begründen und tat es daher als Voruteil ab.
Der Herr war 20-35, etwas korpulent, normal groß, kurzes Haar, Brille, trug einen Anzug und einen karierten Schal.

Die Lehrveranstaltung ging so vor sich hin, irgendwann gab es eine Diskussion, und auch der besagte Herr zeigte auf. Die LV- Leiterin nahm ihn dran.
Woraufhin sich dieser von seinem Platz erhob, nach vorne ging, und zu sprechen anhob:
Er werde sich jetzt einmal vorstellen, denn so habe er das gelernt. Er sei Mitglied einer bestimmten Vereinigung (die hier jetzt nicht erwähnt werden soll, denn vielleicht hat er damit nichts zu tun), und bewege sich in Kreisen der Industrie.

Dann hob er zu einer Art Co- Impulsreferat an, an dessen Inhalt ich mich größtenteils überhaupt nicht mehr erinnern kann.
Im Zuge dessen begann er dann die beiden vorangegangenen Referate zu evaluieren, woraufhin die LV- Leiterin ihm kurzerhand das Wort abschnitt und fragte, ob er denn inhaltlich auch noch was zu sagen hätte. Nach einem kurzen Versuch, auf Greenpeace zu schimpfen (die im vorigen Referat kurz erwähnt worden waren, sonst aber weder mit dem Thema noch mit sonst was zu tun hatten), wurde ihm wieder das Wort abgeschnitten und er setzte sich wieder auf seinen Platz.

Im weiteren Verlauf der LV gab es wieder kurze Diskussionen und wieder meldete sich der Herr zu Wort. Die LV- Leiterin, schon etwas skeptisch, nahm ihn dran, was er nützte um von der DDR zu beginnen (wiederum ohne Bezug zum eigentlichen Thema), diesmal sitzend. Wieder unterbrochen und zurechtgewiesen, beim Thema zu bleiben, schwieg er dann. Als die Diskussion darum ging, ob die EU die Kompetenz hat, eine bestimmte Regelung zu erlassen, stellte er die Frage ob die LV- Leiterin (oder die Gesamtheit der Anwesenden) generell jegliche Kompetenz der EU in Frage stellte, was verneint wurde, implizit mit der Aufforderung, er möge still sein.
Nun war er still und die LV ging weiter.
Ein weiteres Referat wurde gehalten, der Herr hantierte an seinem Handy mit Kopfhörer im Ohr, vielleicht hörte er Musik oder betrachtete ein Video. Bald darauf machte er aber den Eindruck, als ob er mit seinem Handy photographieren oder filmen würde, sehr zur Verwunderung der Umsitzenden. Dann richtete er das Handy auf die gerade referierende Studentin, die anmerkte, sie wisse nicht, werde sie photographiert oder gefilmt, es mache sie jedenfalls nervös. Sofort wandte sich die LV- Leiterin (wieder) an den Herrn, und sagte ihm bestimmt, mit deutlichen Vorwurf aber gefasst, er solle die Kollegin nicht aufnehmen, wenn sie das nicht wolle. Nun brach der Sturm der Entrüstung los, andere die vermuteten, er habe sie auch aufgenommen, forderten, er solle die Bilder löschen, ein Kollege schlug ihm vor, doch sein Handy zu nehmen und sich damit heimwärts zu bewegen, ein weiterer Kollege erklärte ihm, er habe es hier mit Juristen zu tun und solle sich daher vorher informieren, was erlaubt sei oder nicht. Der Herr entschuldigte sich, sagte er hätte wohl besser vorher fragen sollen und behauptete, die Bilder gelöscht zu haben. Das Referat ging weiter, der Herr zog sich demonstrativ umständlich an und ging.

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Zuletzt aktualisiert: 30. Jul, 08:34

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