Donnerstag, 12. Februar 2009

Meine Bürgerkarte und ich, Teil 1

Kurzfassung für Ungeduldige:
Im Help.gv Servicezentrum, Ballhausplatz 1, kann man binnen einer Viertelstunde die eigene E- Card mit der Bürgerkartenfunktion upgraden, man braucht dafür nur einen amtlichen Lichtbildausweis (Reisepass, Führerschein etc.).
Außerdem, wenn man Student ist und einen Studentausweis mitbringt, bekommt man ein Gratis- Lesegerät.

Langweilige Langfassung:

Nachdem ich mich auf den einschlägigen Seiten (buergerkarte.at, studi.gv.at, help.gv.at) informiert habe, beschloss ich eines lauen Februartages, mir nun endlich eine Bürgerkarte zu holen und eilte in der Mittagspause durch den Volksgarten Richtung Ballhausplatz (Ich eilte, da ich nicht genug Mittagspause hatte um zu spazieren).

Am Ballhausplatz fand ich, vom Ring gesehen auf der anderen Seite der Hofburg rasch den Eingang ins Zentrum (Öffnungszeiten 9-17 Uhr Mo- Fr), da es gut beschildert war und außerdem eine Flagge hatte.

Drinnen waren ganze 3 Leute. Allerdings zählten sie alle zum Personal des Zentrums. Zumindest einige von ihnen waren Studenten, was sicher praktisch ist, da das Ganze ja auch in Uni Nähe ist.

Wie dem auch sei, ich erklärte, weswegen ich da war, zeigte meine Ausweise etc und konnte also erfolgreich meine E- Card zur Bürgerkarte upgraden. Außerdem erfuhr ich, dass die Visa- Karte nicht bürgkartentauglich. Wieder ein Mal wunderte ich mich, wieso die Sozialversicherung meinen akademischen Grad kennt.
Wichtiger für die, die das auch planen, ist, dass man 3 verschiedene Pins braucht: Einen für die Bürgerkarte, einen Sicherheitspin (wofür der genau ist, weiß ich auch nicht, vielleicht einfach ein Zweitpin?) sowie ein Widerrufspasswort. Mit dem kann man die Bürgerkarte wieder deaktivieren, zB wenn man sie verliert.

Mit der Aktivierung schließt man einen Vertrag mit A-trust, der von alleine abläuft, wenn die E-Card- Gültigkeitsdauer endet. Kostent tut das alles, wie gesagt nichts.

Und wie schon weiter oben gesagt, wer studiert bekommt zur gratis Bürgerkartenfunktion noch gratis ein (billiges) Lesegerät dazu.

Das ganze, inklusive Erklärung und Aktivierung hat vielleicht 10 - 20 Minuten gedauert. Außerdem gibt es jede Menge Broschüren, was man überhaupt mit der Bürgerkarte machen kann.

Wilhelm oder wieso das unreflektierte Abschreiben von Wikipedia mittlerweile das selbe bedeutet wie journalistische Recherche

Ich bin ein großer Fan der Wikipedia. Ich weiß aber auch über ihre Schwächen, und dass sie keine Primärquelle ist. So manche JournalistInnen wissen das aber nicht, wie die FuZo schreibt:

http://futurezone.orf.at/stories/1502467/

Zitat:
Eigentlich hatte Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg, der zu Wochenbeginn als neuer deutscher Wirtschaftsminister vorgestellt wurde, bereits zehn Vornamen. Am Sonntagabend kam ein elfter dazu. Ein anonymer Benutzer der Wikipedia ergänzte die ansehnliche Liste im Eintrag des Neo-Ministers in der Online-Enzyklopädie um einen Wilhelm.
Zitat:
Der falsche Vorname wurde von zahlreichen Medien ungeprüft aus der Wikipedia und/oder voneinander übernommen. Sowohl in der "Süddeutschen Zeitung" als auch im RTL-"Nachtjournal" und der Online-Ausgabe des "Spiegel" sowie in zahlreichen weiteren Online-Medien, Zeitungen und Fernsehsendern hieß Guttenberg deshalb plötzlich auch Wilhelm. Auch im ORF wurde Guttenberg zeitweise Wilhelm genannt


Weitere Medien: TAZ und sogar die Titelseite der Bild (siehe Link weiter unten).

Zitat:
Inzwischen ist alles wieder gut. Der "Wilhelm" ist aus dem Wikipedia-Eintrag Guttenbergs entfernt, in den Errata-Spalten vieler Medien wurden Rechercheversäumnisse zerknirscht eingeräumt. "Wikipedia bleibt für uns eine wichtige Quelle, darf aber für journalistische Arbeit nie die einzige Quelle sein", hieß es etwa im Spiegel Online, der versprach, künftig sorgfältiger zu recherchieren.


Jetzt bleibt noch die Frage, wie ist man draufgekommen, dass das falsch war? Hat am Ende etwa ein Journalist selbständig recherchiert?

Mitnichten.
Der Scherzbold hat es einfach zugegeben:
http://www.bildblog.de/5695/wie-ich-freiherr-von-guttenberg-zu-wilhelm-machte/
Zitat:
Zugegeben, der Scherz war anfangs nicht gerade originell. Innerhalb weniger Stunden bekam er aber eine höchst interessante Eigendynamik, die mich an den Recherche-Methoden vieler Journalisten erheblich zweifeln ließ.
Zitat:
"Spiegel Online" schrieb sogar, der neue Minister würde sich selbst mit dem Namen vorstellen, den ich ihm wenige Stunden zuvor gegeben hatte: "Eine beliebte Journalistenfrage an ihn ist jene nach seinem kompletten Namen. Ob er den bitte einmal aufsagen möge. Manchmal macht er das dann auch. Und los geht's: 'Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Wilhelm Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg.' Er sei aber so erzogen worden, dass nicht der Name, sondern die Leistung zähle, fügt er dann regelmäßig an."


Tja, und Wikipedia ist dann sich selbst aufgesessen:

Zitat:
Skeptische Wikipedia-Autoren hatten in der Zwischenzeit Verdacht geschöpft: "Die Namen glaube ich erst mit dezidiertem Einzelnachweis", schrieb einer von ihnen. Doch der falsche Vorname verschwand nur kurzzeitig aus der Online-Enzyklopädie. Denn der Einzelnachweis war schnell gefunden: Schließlich konnte man ja bei "Spiegel Online" nachlesen, dass sich der Minister selbst so nennt. Weil Journalisten ungeprüft von Wikipedia abschreiben und Wikipedia journalistische Texte als glaubwürdige Quelle betrachtet, wurde der erfundene Vorname schnell zur medialen Wirklichkeit.

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